Warum Mädchen Pferde lieben und ab wann Reitunterricht sinnvoll ist
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Mädchen lieben Pferde. Wenn Bibi und Tina, Fury, Flicka oder Ostwind die alten Stofftiere und Barbies verdrängen, dann ist es so weit: Das Pferdefieber ist ausgebrochen.
Kaum ein Mädchen im Alter zwischen 5 und 15 kann dem Charme des edlen Einhufers widerstehen. Warum das so ist, ob es sinnvoll ist, dem Wunsch nach dem Reitunterricht nachzukommen und wie sich das Interesse für gewöhnlich entwickelt, diesen Fragen gehen wir hier auf den Grund. Der zweite Teil dieser Seite befasst sich mit praktischen Fragen: Wann sollte ein Kind reiten lernen? Welcher Reitstall ist der richtige? Welche Pferderassen eigenen sich für Anfänger?
Große Liebe - Darum finden Mädchen Pferde so toll
In diesem Alter reicht das Schaukelpferd noch.
Dass ein kleines Mädchen auf dem Rücken eines Tieres sitzt, das doppelt so hoch ist wie das Kind selbst und so viel wiegt wie ein Kleinwagen, das löst bei Eltern leichte Beklemmungen aus.
Viele Mädchen finden diese Idee wiederum super. Schließlich ist das Pferd kein Auto, das mechanisch gesteuert wird, sondern ihr Freund. Für sie spielt vor allem die Tatsache eine Rolle, dass Pferde so etwas wie die größtmöglichen Kuscheltiere sind. Sie sind weich, warm, flauschig, meist gutmütig und sie lassen sich streicheln, drücken und liebhaben. Sie essen Möhren, die man ihnen gibt, und genießen es, gestriegelt zu werden. Man kann sich kaum etwas Schöneres vorstellen. Der aufmerksame Leser ahnt es schon: So ganz stimmt dieses Idealbild natürlich nicht.
Vermittelt werden solche Bilder nicht zuletzt durch Bücher, Zeitschriften, Comics, Fernsehsendungen und Filme, in denen sich alles um eine Sache dreht: um die Reiterin und ihren Freund, das Pferd. Wie das Prinzip von Ursache und Wirkung hier ist, kann man nicht genau sagen. Was war zuerst da? Fangen Mädchen an, für Pferde zu schwärmen, weil es überall Pferdesachen, Filme, Kissen, Bücher und Spiele gibt? Oder ist die Vielfalt an Pferdespielzeug erst als Reaktion auf die Vorliebe der Kinder für Pferde entstanden?
Irgendwann kommt das typische Pferdezimmer.
Dass Mädchen sich ab einem Alter von ungefähr 5 Jahren für Pferde interessieren, ist tatsächlich kein Zufall. Das Thema Pferd trifft das Mädchen genau in der Entwicklungsphase, in der es beginnt, sich in der realen Welt zu orientieren. Es lernt, Phantasie von Realität zu unterscheiden und nimmt sich selbst als Teil eines sozialen Gefüges wahr. Statt für unechte Stofftiere zu kochen, wenden sich Mädchen lieber echten Menschen oder eben dem Tier zu, das sich über echte Äpfel und echten Hafer freut. Und statt Puppenhaare zu flechten, wird lieber ein echtes Pferd gekämmt. Anders als bei vielen Jungen spielt genau diese Komponente des Kümmerns bei der Beziehung zwischen Mädchen und Pferd von Anfang an eine Rolle. Mädchen wollen das Pferd nicht nur reiten, sie wollen es pflegen, Verantwortung übernehmen und eine Beziehung aufbauen. Das mag zwar klischeehaft klingen, ist aber so.
Für Eltern ist es wichtig, in dieser Phase zwar das Interesse des Kindes zu fördern, aber gleichzeitig auch zu vermitteln, dass es sich beim Pferd tatsächlich nicht um ein Spielzeug handelt und dass übernommene Verantwortung nicht nach Lust und Laune wieder abgegeben werden sollte.
Ehemals Nutztier - Pferde als Arbeiter
Das Pferd war eigentlich ein Nutztier.
Pferde sind eindrucksvolle Tiere. Sie sind intelligent, groß und kraftvoll. Sie haben eine faszinierende Aura und einen eigenen Willen. Dennoch lassen sie sich bei richtiger Behandlung vom Menschen lenken, füttern, putzen und streicheln. Die Kontrolle über ein stolzes Lebewesen wie das Pferd zu haben, macht einen großen Teil der Faszination des Reitens aus.
Aus historischer Perspektive war das Pferd vor der Erfindung motorisierter Fahrzeuge hauptsächlich Fortbewegungsmittel und Arbeitstier. In dieser Zeit wurden Pferde überwiegend von Männern geritten und geführt. Cowboys, Bauern, Kuriere, Kutscher sind nur einige Beispiele für solche Berufe. Auch ein Blick, der weiter in die Geschichte zurückreicht, bestätigt dieses Bild: In Schlachten, Kriegen und bei Turnieren waren es Männer, die auf Pferden ihre Heldentaten vollbrachten. Weniger als Freund, sondern eher als Fortbewegungsmittel und Helfer beim Gewinnen eines Kampfes, waren Pferde in vergangenen Zeiten die Begleiter von Männern. Hier ging es um Gewinnen oder Verlieren. Nicht um Frisieren und Füttern.
Auch heute noch ist es tatsächlich so, dass die Männer, die im Reitsport anzutreffen sind, häufiger Turnierreiter sind und an Wettkämpfen teilnehmen.
Eine Umarmung bitte - Ein Mädchen mit seinem Pferd
Mikrokosmos Reiterhof - Eine eigene Welt
Beim Thema Pferd geht es nicht nur um das Tier an sich, sondern auch um das dazugehörige Drumherum. Ein ganz eigener Mikrokosmos ist dabei der Reitstall. Die geballte Ansammlung von Reiterinnen jeden Alters, die den männlichen Reitern meist zahlenmäßig überlegen sind, führt zu einem ganz speziellen sozialen Gefüge. Das heißt, statt nur ums Pferd, geht es hier auch um die Mit(st)reiterinnen. Es bilden sich Grüppchen, es wird gelacht und gelästert. Wie reitet die andere? Was kann ihr Pferd? Welche Klamotten hat sie an?
Mädchen freunden sich im Reiterhof an
Glücklich ist das Mädchen, das zur Gruppe der angesagten Reiterinnen gehört. Oder zumindest zu einer Gegengruppe, die selbstbewusst genug ist. Natürlich wird im Reitstall nicht nur gelästert. Kinder lernen hier auch, lösungsorientiert zu arbeiten und was es heißt, Teil einer Gruppe zu sein.
Die Community der Reiter bietet, wenn es darauf ankommt, Rückhalt. Es gibt viele Vernetzungen, man kennt sich - auch über die Stallgrenzen hinaus. Überhaupt spielt beim Reiten die nach außen präsentierte Gruppenzugehörigkeit eine Rolle. Wer reitet und im Reitstall ein und aus geht, unterscheidet sich von Menschen, die dies nicht tun. Angefangen bei der Kleidung, Stiefeln, Chaps und Westen bis hin zum speziellen Reitervokabular, bei dem es um Backenriemen, Huffett, Travers oder Schenkelweichen geht, ist bei der Reiterin so vieles anders als beim Rest.
Kaum ein Hobby führt zu einer so kompletten Vereinnahmung der Person. Eigentlich ist das logisch: Es geht nicht um ein Fahrrad oder einen Tennisschläger, sondern um ein Pferd. Und das ist ein Lebewesen. Der Reiter kann sich darüber hinaus zur Ausübung seines Hobbys nicht einfach auf sein Fahrrad schwingen und losfahren. Er muss sich zuerst zum Reitstall begeben, das Pferd satteln, die Box ausmisten, Hufe auskratzen und Futter bereitstellen. Reiten hat einen Ritualcharakter, den viele andere Hobbys so nicht haben. Besonders reizvoll für Mädchen ist dabei die Tatsache, dass der Pferdestall so ganz anders ist als das heimische Kinderzimmer. Gilt es daheim immer, schön sauber und ordentlich zu bleiben, sind die Regeln der Reinlichkeit im Reitstall außer Kraft gesetzt. Pferdeäpfel, Dreck, Schlamm, Mücken, müffelnde Hunde und Staub gehören wie selbstverständlich zum Stall. Die Parallelwelt Reiterhof hält also viele verlockende Faktoren für junge und nicht mehr ganz so junge Mädchen bereit.
Mädchen und Pferd - Bleibt die Begeisterung bestehen?
Irgendwann verändern sich die Interessen
Letztendlich trennt sich allerdings die Spreu vom Weizen. Wie eingangs erwähnt, setzt die Pferdebegeisterung bei vielen Mädchen in einer bestimmten Entwicklungsphase ein. In einem Alter von ungefähr 4 Jahren lösen sie sich von der "Phantasiewelt", in der sie leben, und lernen, reale Situationen von gespielten Situationen zu unterscheiden. Dass es also einen Unterschied darstellt, ob man sich um einen Teddy kümmert oder ob man sich um ein echtes Tier kümmert, ist für viele Mädchen in diesem Alter eine neue, faszinierende Erkenntnis. Neben dem Wunsch nach Reitunterricht steht übrigens der generelle Wunsch nach einem Haustier, zum Beispiel einem Hund oder einem Hasen, ganz oben auf der Liste. Erfahrungsgemäß bleibt die Begeisterung für Tiere, natürlich je nach Kind, Ab einem gewissen Alter bleibt das grundsätzliche Interesse an anderen Lebewesen wohl noch aktiv, allerdings verlagert sich der Schwerpunkt vom Tier zum Menschen. Kurz gesagt: Ab einem gewissen Alter interessieren sich Mädchen für gewöhnlich eher für Jungs als für Pferde. Sie beginnen, auszugehen, sich mit Freunden zum Shoppen oder Kino zu treffen. Bei vielen lässt der Pferdefanatismus von alleine wieder nach.
Reitunterricht für Mädchen - Pro und Contra
Unzählige Eltern, besonders von Töchtern, werden um diese Frage kaum herum kommen: Soll ich mein Kind zum Reiten schicken? Eine eindeutige Antwort, ob Reitunterricht sinnvoll ist, gibt es natürlich nicht. Vielmehr kommt es auf individuelle Faktoren an. Nicht zuletzt spielt natürlich das Alter eine Rolle und die Fähigkeit der Eltern, ihre Tochter einzuschätzen. Ist die Pferdevernarrtheit nur ein Strohfeuer oder eine längere Leidenschaft? Grundsätzlich gilt: Im Zweifel einfach ausprobieren. Schaden kann es nicht.
Einen Überblick darüber, was für oder gegen das Reiten spricht, findet sich in der folgenden Zusammenfassung.
Preis und Kosten: | Reiten gehört nicht zu den günstigsten Hobbys. Wer im Verein Fußball spielt, kommt beispielsweise billiger weg. Wer allerdings ein Instrument lernt, hat ungefähr ähnliche Kosten. Zum monatlichen Beitrag im Reitstall (wir gehen hier davon aus, dass auf einem Schulpferd geritten wird), kommen noch Kosten für Kleidung und Ausrüstung hinzu. Oft können oder wollen Eltern nur ein Hobby für das Kind finanzieren. Wenn es etwa, wie erwähnt, noch Unterricht an einem Instrument oder Ballettunterricht erhalten soll, steht oft eine Entscheidung an. |
Zeitaufwand: | Wer ein Pferd hat, und sei es nur ein Pflegepferd oder Schulpferd, muss sich kümmern. Dabei geht es nicht nur ums Reiten, sondern auch ums Putzen, Striegeln, Ausmisten etc. Bei Schulkindern ist damit ein Nachmittag oft schon ausgefüllt, der eigentlich für Hausaufgaben oder Lernen genutzt werden könnte. Auch die Hin- und Rückfahrt zum Reitstall, wenn er nicht eben um die Ecke ist, fließt als zeitraubende Notwendigkeit mit ein. Andererseits sollte gerade der Faktor "Zeit" nicht überbewertet werden, da die positiven Effekte des Reitens und der im Stall verbrachten Stunden nicht ignoriert werden dürfen. |
Verletzungsgefahr: | Wer vom Pferd fällt, tut sich womöglich eher weh, als jemand, dem die Blockflöte auf den Fuß fällt. Fest steht: Der Umgang mit Tieren birgt grundsätzlich ein Risiko. Hat das Tier dann noch die Größe eines Pferdes, wirkt der Gedanke an einen Tritt oder Sturz natürlich beängstigend - besonders beim Gedanken an zerbrechliche Mädchen. Für Kinder ist es daher wichtig, den richtigen Umgang mit dem Tier und das angemessene Verhalten zu lernen. Natürlich bleibt das Risiko von Stürzen noch bestehen, aber ein Verletzungsrisiko gibt es auch bei anderen Sportarten wie Fußball, Inlineskaten oder Radfahren. |
Sonstiges: | Weitere Gründe, die gegen den Reitunterricht sprechen, sind etwa Allergien oder andere gesundheitliche Einschränkungen (z.B. Rückenprobleme). Ein Grund, der ebenfalls gegen das Reiten spricht ist, wenn der Wunsch eher von den Eltern ausgeht als vom Kind. Kein Kind sollte zum Reiten gezwungen werden. |
Aussichten: | Machen Sie sich vor allen Dingen Gedanken über die Finanzierung des Reitunterrichts (die Kosten für ein eigenes Pferd sind an dieser Stelle gar nicht erst erwähnt). Die verhältnismäßig hohen Kosten sind für die meisten Eltern einer der negativsten Aspekte am Reiten. Tipp: Informieren Sie sich bei den entsprechenden Reiterhöfen oder bei Freunden, deren Kinder reiten, über die Kosten. Machen Sie eine Kalkulation für einen Monat und überschlagen Sie, wie das Reiten ins Monatsbudget passen würde. Die weiteren erwähnten Negativpunkte, wie beispielsweise die Verletzungsgefahr, sind nicht unbedingt reitspezifisch. Das heißt, auch bei anderen Sportarten und Hobbys können Kinder sich verletzen. Diese potentiellen Gefahren sollten jedoch kein Grund sein, gänzlich auf Freizeitaktivitäten zu verzichten. Wer seinem Kind stattdessen vermittelt, mit Bedacht und Verantwortungsbewusstsein zu handeln, kann so die möglichen Gefahren zumindest teilweise vermindern und gleichzeitig die Entwicklung des Kindes fördern. |
Pluspunkt: Naturverbundenheit
Verantwortung lernen: | Ein Fahrrad kann man putzen, muss man aber nicht. Man kann es nach der Tour auch einfach in die Garage stellen und es ignorieren. Das geht bei einem Pferd nicht. Mit einem "echten" Pferd wird die Eigenschaft, sich kümmern zu wollen, besonders bei Mädchen weiter gefördert. Kinder lernen, dass ein Tier eben kein Spielzeug ist und befassen sich mit den Themen Verlässlichkeit und Verantwortung. Denn ein großer Teil des Kosmos "Reiten" besteht aus Putzen, Striegeln, Füttern und ähnlichen Aktivitäten. Besonders im Kindesalter vor Einsetzen der Pubertät kann es nicht schaden, diese Tätigkeiten spielerisch in einem Rahmen wie dem Reittraining zu erlernen. |
Bewegung, Koordination: | Wer reitet, sitzt nicht einfach nur auf dem Pferd. Vielmehr erfordert es nicht nur motorische Koordination beim Reiter, sondern auch Körper- und Muskelspannung, um ein Pferd zu lenken. Mediziner raten, dass die Entwicklung von Koordination und Motorik besonders im Kindesalter gefördert wird, da besonders in dieser Zeit wichtige Veränderungen stattfinden. Reiten schult den Gleichgewichtssinn, die Koordination, stärkt die Muskulatur und wirkt sich positiv auf die Körperhaltung aus. Und das für Kinder quasi spielend. |
Naturverbundenheit: | Als Gegenentwurf zum Nachmittag vor dem Computer gibt es die Zeit im Reitstall. Statt zu Texten oder zu Zappen sind Kinder hier an der frischen Luft, sie haben Umgang mit Tieren und lernen die Natur kennen. Anders als im relativ sterilen Zuhause gibt es im Reitstall Dreck und Mist. Und das ist auch gut so. Für viele Kinder gibt es nichts Schöneres, als sich schmutzig machen zu können, ohne auf die Kleidung zu achten oder Konsequenzen zu fürchten. Besonders für Kinder, die aufgrund ihrer Wohnsituation (z.B. Stadtwohnung) selten die Möglichkeit haben, im Freien zu spielen, ist ein Reitstall ein sinnvoller Ort, der nicht nur die Frischluftzufuhr garantiert, sondern auch vielfältige Lernmöglichkeiten bietet, die ansonsten wegfallen würden. |
Sozialverhalten: | Im Reitstall bleibt es nicht aus, dass Kinder auf andere Menschen treffen. Ob in der Gruppenstunde, beim Misten oder beim Spielen. Der Reitstall ist ein Ort, an dem sie mehr noch als im Kindergarten und der Schule lernen, wie das Zusammenarbeiten in einer Gruppe funktioniert. Auch Konflikte gehören im Reitstall von Zeit zu Zeit zum Programm. Die Konfrontation mit Aufgaben und möglichen Problemen schult die Problemlösungskompetenz und das Sozialverhalten des Kindes. Es lernt, dass es Regeln gibt, an die es sich halten muss, wenn der Betrieb weitergehen soll. Es erkennt, dass es sich dabei nicht um willkürliche Schikane handelt (wie sie den Eltern ab und an unterstellt wird), sondern dass gewisse Aufgaben einfach notwendiger Weise erledigt werden müssen. |
Aussichten: | Einer der positivsten Punkte am Reiten ist der, dass hier Körper und Geist gleichermaßen gefordert und gefördert werden. Neben Koordination und Muskelaktivität muss der Reiter Verständnis für das Pferd entwickeln und auch mit anderen Menschen interagieren. Besonders für Kinder kann dieses spielende Lernen von Bewegung, Verantwortung und dem Umgang mit den Mitmenschen von Vorteil sein. |
Pferde, Natur und Landschaften gehören zusammen
In welchem Alter sollte man mit dem Reiten anfangen?
Das Interesse von Mädchen an Pferden entwickelt sich oft bereits im Alter zwischen 4 und 5 Jahren. Ob es sinnvoll ist, in dieser Zeit bereits mit dem Reiten anzufangen, ist fraglich. Ein Kind von 5 Jahren kann ein Pferd selbst nicht aktiv reiten.
Dies hängt einerseits mit der fehlenden Körpergröße und Muskelkraft zusammen. Außerdem sind auch die Voraussetzungen noch nicht gegeben, die Anweisungen des Trainers richtig umzusetzen und zu verarbeiten.
Ab wann sollte ein Kind reiten lernen?
Im Alter von ca. 5-7 Jahren ist die Vorbereitung auf den späteren Reitunterricht dennoch möglich. Zunächst sollte das Kind Kontakt zum Pferd aufbauen. Das heißt, beim begleiteten Putzen, Streicheln oder Füttern kommt das Kind dem Pferd nahe.
Später kann im Alter von etwa 6 Jahren mit dem Longieren begonnen werden. Das bedeutet am Anfang nur auf dem Pferd zu sitzen, das vom Trainer an einer Leine, also der Longe, auf dem Platz oder in der Halle im Kreis geführt wird. Dazu können auch Bewegungsübungen kommen, die das Kind auf dem Pferd machen muss (Arme kreisen lassen, Beine bewegen, einen Ball balancieren). So wird der Grundstein für die Beziehung zwischen Pferd und Kind gelegt. Dies wirkt sich später vorteilhaft auf Reitrhythmus und Bewegungskoordination beim Reiten aus.
Richtiger Reitunterricht wird ab einem Alter von 9-10 Jahren empfohlen. Wer seinem Kind bereits vorher den Kontakt zum Pferd ermöglicht hat, kann feststellen, ob das Interesse am Pferd bestehen bleibt und ob der Reitunterricht letztendlich sinnvoll erscheint. Wie bereits erwähnt, geht Probieren über Studieren. Wie ein Kind tatsächlich auf den Umgang mit Pferden reagiert und ob die Begeisterung abflaut oder sich noch verstärkt, zeigt sich letztendlich nur, wenn man es ausprobiert.
Was tun, wenn die Tochter reiten lernen will?
Pferde brauchen genügend Auslauf
Wie vorzugehen ist, wenn die Tochter reiten lernen will, hängt von einigen Faktoren ab. Wie bereits erwähnt, spielt das Alter eine Rolle. Andererseits ist auch die Einschätzung durch die Eltern wichtig, ob das Interesse des Kindes am Reitunterricht bestehen bleibt oder ob es sich nur um eine kurze Laune handelt.
Sind letztendlich alle Voraussetzungen erfüllt, geht es darum, den passenden Reitstall bzw. eine Möglichkeit für den Reitunterricht zu finden. Was die Qualität des Stalls angeht, sollten Sie gewisse Dinge im Auge haben.
Auf diese Dinge können Sie bei der Reitschule achten:
● Wie ist die Reitschule ausgestattet? Wichtig ist ein gutes Platzangebot. Es sollte Reitplätze im Freien und eine Reithalle geben, damit bei jedem Wetter geritten werden kann. Die Pferde sollten auch nach Möglichkeit einen Teil des Tages auf der Weide verbringen. Auch das verwendete Material, wie Sättel, Gurte etc., sollte den Sicherheitsstandards entsprechen und nicht marode sein. Schauen Sie sich beim Besuch vor Ort gründlich um.
● Wie werden die Pferde gehalten? Die Boxen sollten hell, sauber und aufgeräumt sein und eine Mindestgröße von 3,04 m auf 3,50 m haben. Auch hier gilt: Augen offen halten. Ob ein Stall gepflegt ist, erkennen auch Laien.
● Sind die Pferde gesund? Das Fell der Tiere sollte glänzend sein, sie sollten keine Scheuerstellen haben und auch generell in einem guten Allgemeinzustand sein.
● Ausbildung/Eindruck der Reitlehrer: Im Idealfall besitzt der Reitlehrer bzw. die Reitlehrerin eine entsprechende Berufsausbildung (z. B. als Pferdewirt), auch Amateurausbilder sind möglich (C-, B- oder A-Trainer). Ein guter Reitlehrer sollte nicht nur Ahnung vom Fach haben, sondern auch auf Kinder eingehen können und sie auf dem Weg des Reitenlernens begleiten und fördern. Schauen Sie sich eine Reitstunde beim enstprechenden Trainer an und hören Sie im Zweifelsfall auch auf Ihr Bauchgefühl.
● Welcher Unterricht wird angeboten? Das Unterrichtsangebot einer gut sortierten Reitschule sollte die gängigen Unterrichtsformen anbieten. Das heißt, Einzelunterricht, Gruppenunterricht, Longieren,
● Wie ist der Preis? Was ist alles inbegriffen?: Reiten gehört nicht zu den billigsten Sportarten. Die Preise für den Reitunterricht können variieren. Dabei hängt es daran, ob es ein Reitunterricht von privater Seite ist (z.B. bei einem Profi-Reiter, der unter Umständen auch Unterricht anbietet) oder ob man Teil einer Reitschule mit Schulpferden ist. Außerdem richtet sich der Preis für den Reitunterricht auch danach, welche Qualifikation der Trainer hat. Eine "Stunde" dauert meist zwischen 30 und 45 Minuten. Für den Einzelunterricht liegen die gängigen Preise zwischen 15 Euro und 35 Euro. Die Gruppenstunde fällt dabei meist etwas billiger aus. Um richtig reiten zu lernen, ist gelegentlicher Einzelunterricht jedoch sinnvoll.
Genereller Tipp zur Qualität des Reitstalls: Achten Sie auf die Prüfplakette der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Ställe werden nach verschiedenen Kriterien geprüft und eingeordnet. Nähere Informationen finden sich auf der Homepage der FN.
● Betreuung der Kinder: Besonders bei Reitanfängern ist es wichtig, dass sie auch über die Unterrichtsstunde hinaus betreut werden. Das heißt, sie sollten eine Ansprechperson im Stall haben, die ihnen bei Aufgaben hilft, ihre Fragen beantwortet und ihnen generell vermittelt, dass sie in guten Händen sind.
● Andere Leute fragen: Vielleicht gibt es Bekannte oder Freunde, die bereits Erfahrungen mit dem entsprechenden Reiterhof gemacht haben. Fragen Sie einfach nach. Auch Eltern, denen sie auf dem Hof begegnen, können sie nach deren Erfahrungen fragen.
● Welche Art von Vertrag muss abgeschlossen werden? Zunächst stellt sich die Frage, ob bzw. wann ein Kind Mitglied im Reitverein werden muss, um Reitunterricht zu bekommen. Achten Sie in diesem Fall auf die Kündigungsfrist (i.d.R. 3 Monate) und die sonstigen Konditionen. Die Mitgliedschaft im Verein hat gewisse Vorteile, z.B. die Teilnahmemöglichkeit an Freizeitaktivitäten, Teilnahme an Turnieren etc.
● Wie oft werden die Pferde im Unterricht am Tag geritten? Je seltener die Pferde am Tag zu Unterrichtszwecken geritten werden, desto besser. Ein Pferd, das nur zwei Mal am Tag in den Unterricht muss, ist ausgeglichener als ein "Arbeitstier", das den ganzen Tag Kinder beim Lernen unterstützen soll.
● Wie sieht es aus mit der Versicherung?: Wichtig ist, dass die Risiken beim Reitunterricht minimiert sind. Das fängt an beim sachgemäßen Umgang mit Pferd und Material und endet bei rechtlichen Fragen wie etwa der Versicherung des Reitschülers bzw. des Reitlehrers. So gibt es etwa die Reitlehrerhaftpflicht, die jeder Reitlehrer abgeschlossen haben sollte, sowie die Schulpferdehaftpflicht. Der Reiter selbst kann, wenn er dies möchte, auch eine eigene Unfallversicherung abschließen. Was genau in der Versicherung der jeweiligen Reitschule inbegriffen ist, erfragen Sie am besten vor Ort.
● Frage nach der Reitart bzw. spezielle Pferde: Obwohl die Grundlagen im Reiten die gleichen sind, gibt es auch die Möglichkeit, sich auf eine Reitart zu spezialisieren. So gibt es Höfe und Angebote speziell für Westernreiten, Dressurreiten, Vielseitigkeitsreiten, Gangpferdereiten und so weiter. Darüberhinaus ist Pferd nicht gleich Pferd. Besonders beim frühen Reitunterricht kann es hilfreich sein, auf als gutmütig geltenden Pferderassen zu reiten und nicht gleich mit einem vollblütigen Araber zu beginnen.
Darauf können Sie im Reitstall achten
Und zum Schluss: Wann geht es los?
Vereinbaren Sie eine Probestunde. Wenn Sie sich für einen Reitstall entschieden haben, kann es losgehen. Lassen Sie sich am besten von den Lehrern im Stall eine Liste mit Dingen geben, die im Vorfeld besorgt und arrangiert werden sollen. Alles andere ergibt sich dann von allein. Wir wünschen Ihnen und der Familie viele schöne Stunden im Stall!